Eine außergewöhnliche Geschichte
Lifestyle-Marke „Naturalis“ entwickelt innovative Teekultur
Dass unternehmerischer Erfolg Mut und Idee braucht, beweist Naturalis-Gründerin Jutta Waldeck. Die Norddeutsche lebt mit ihrem Lebensgefährten Walter Hühn 1997 seit zwei Jahren im japanischen Nagoya und entscheidet sich als Erste, die deutsche Teekultur nach Asien zu bringen. Aus der anfänglich verrückten Idee entwickelt die dynamische Frau innerhalb von acht Jahren einen Vertrieb für das deutsche Teehaus Ronnefeldt in elf Ländern Asiens. Nun will sie den hiesigen und ihre asiatischen Märkte mit ihren eigenen Teesorten und Kreationen erobern.
„Familie und Freunde haben mich für wahnsinnig gehalten. Aber wenn ich an etwas glaube, dann ziehe ich es durch“, berichtet Jutta Waldeck über ihren Start in Japan. Sie spricht kein Japanisch und ist trotzdem gefesselt von Kultur, Traditionen und Lebensart. Wenn sie an die Zeit zurückdenkt, war die Entscheidung schon naiv: „Im Grunde war Japan ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Die kulturellen Codes sind für Europäer kaum zu entschlüsseln. Ständig droht man deswegen in Fettnäpfen zu treten, was schnell auf das soziale Abstellgleis führt.“ Sie entwickelte ihr eigenes Überlebenskonzept, um zu bestehen – eine Formel aus Zurückhaltung, Respekt und Neugier. Und fühlt sich schließlich so wohl, dass sie beschließt, dauerhafte private wie geschäftliche Beziehungen zu pflegen.
living life just
the way you want it
Doch für diese Entscheidung braucht sie eine berufliche und persönliche Perspektive. 1998 wendet sie sich an das renomierte deutsche Teehaus „Ronnefeldt“ in Frankfurt und verhandelt ein exklusives Alleinvertretungsrecht für Asien. Waldeck ist passionierte Teetrinkerin und spielt mit der Idee, deutsche Teekultur nach Japan zu bringen: Ostfriesentee im Land der aufgehenden Sonne. Einem Land, in dem vornehmlich grüner Tee getrunken wird. Erfahrung im unternehmerischen Umgang mit den kostbaren Blättern hat sie keine. Mit Selbstständigkeit allerdings schon: Fast 20 Jahre war Jutta Waldeck im niedersächsischen Achim als Logopädin ihr eigener Herr. Mut und der feste Glauben an ihre Vision geben ihr die nötige Energie, etwas ganz Neues zu wagen.
„Ich war mir sicher, Fachwissen kann ich mir aneignen. Selbstvertrauen und Begeisterungsfähigkeit habe ich von Natur aus“, erklärt Waldeck ihre gewagte Idee. Sie macht im Kontakt mit „Ronnefeldt“ keinen Hehl aus der mangelnden Erfahrung: „Ich glaube, es war meine Offenheit, die Ronnefeldt veranlasste, mir diese Chance zu geben. Und ich war in Japan ja vor Ort und konnte mir direktes Feedback der Einheimischen holen“, berichtet sie vom Erstgespräch. Sie überzeugt und bekommt die Chance, zu beweisen, dass sich deutscher Tee in Japan verkaufen lässt.
„Doch wie sollte ich das beweisen“, fragt sich Waldeck und verliert beinahe die Zuversicht angesichts der enormen Herausforderung. „Ich fühlte mich hilflos.“ Da liest sie einen Bericht über die größte Lebensmittel-Messe Asiens, die Food & Hotel-Asia. Sie findet alle zwei Jahre in Tokio statt. Sie trifft 1999 die Entscheidung, die ihr Leben in ein altes und ein neues teilt. Waldeck bucht einen Messestand, um zu sehen, ob sich japanische Messebesucher für ihren Tee begeistern lassen. „Nach diesem Entschluss bin ich einfach losgelaufen. Ich war wieder klar und fokussiert auf mein Ziel.“
Ihr bleiben ganze acht Wochen, um den Messeauftritt zu organisieren, die Produkte zu besorgen und sie kennenzulernen. Sie arbeitet rund um die Uhr und verschafft sich umfangreiches Wissen über die verschiedenen Teesorten. In der Nacht vor der Messe ist die Ungewissheit am größten: „Ob jemand an unseren Stand kommt? Wie viele werden wohl probieren? Verkaufen wir unsere Produkte?“ Am ersten Messetag wird aus Unsicherheit schnell ein großer Triumpf. Waldeck weiter: „Mit unserem friesischen Messestand und den außergewöhnlichen Teesorten waren wir absolute Exoten. Neugier war das Zugpferd. Wir hatten pro Tag 800 bis 1000 Leute an unserem kleinen Stand. Den Früchtetee haben die Besucher uns förmlich aus der Hand gerissen.“ Nach diesem Startschuss etabliert sie „Ronnefeldt“ innerhalb von zwei Jahren als erste deutsche Teemarke in der japanischen Gastronomie und Hotellerie. Nach acht Jahren werden die „Ronnefeldt“ Tees in elf Ländern Asiens vertrieben.
living an active
and healthy lifestyle
Es ist eine Geschichte, die Mut und Inspiration für andere sein kann: Um einer Vision zu folgen und wirklich glücklich zu sein, wagt eine beherzte Unternehmerin ein großes Abenteuer – in einem fremden Land. Jutta Waldeck würde es wieder so machen: „Ich glaube, man muss im Leben auf sein Herz hören. Dann ist es egal, was andere dazu sagen.“ Eine Chance zu erkennen und zu nutzen, dafür steht die unternehmerische Entwicklung der Norddeutschen. „Manche überlegen ihr ganzes Leben, wie sie ihre Träume leben. Am Ende bleibt es bei der Vorstellung und Realität werden sie nicht. Das wollte ich nie. Ich habe immer für meine Arbeit gebrannt“, sagt die Unternehmerin. Und so steht schon der nächste Plan kurz vor der Realisierung. Nämlich: Wie geht Tee im 21. Jahrhundert? Jutta Waldeck ist wieder unterwegs: „Tee ist das älteste Getränk der Welt, und so wird es im Grunde auch traditionell vermarktet. Ich will Tee als Lifestyle-Getränk etablieren – gesund, modern, überraschend.“